2022 – Anders schön

Tag 05 – Fragen über Fragen

Text von uns

Die verschiedensten Fragen prasseln Tag täglich auf dich ein. Ob hier beim Adventskalender, in der Schule, bei der Arbeit, oder die Frage aller Fragen beim Familienessen: Was willst du mal werden?

Die Krux sind doch meistens nicht unbedingt die gestellten Fragen, sondern, dass gefühlt immer eine Antwort erwartet wird.

Heute lassen wir die Antworten mal links liegen! Man muss nicht immer eine Antwort parat haben. Das Leben ist zwar kein Wunschkonzert, aber schließlich auch keine Matheklausur.

Inspiriert ist dieser Tag von folgendem Zitat:

Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein – von Rainer Maria Hilke

Gibt es eine Frage die du aktuell ganz besonders lebst? Hast du das Gefühl in eine Antwort hineinzuleben?

Bei uns ist es momentan vor allem folgende Frage:

Was ist möglich, wenn man einfach mal anfängt?

Schreib so viel bis es keinen Spaß mehr macht und einmal Lächeln bitte.

Jan & Carlos

10 Antworten von euch

Meine gelebte Frage: Welche Bedeutung hat 'Glück' und das Streben…

Meine gelebte Frage: Welche Bedeutung hat ‘Glück’ und das Streben danach?

Seit vielen Jahren hat sich unsere (westliche?) Gesellschaft auf eine Reise begeben: sich selbstoptimiert auf den Weg zu machen, das individuelle Glück zu finden und möglichst viel negatives von sich fern zu halten!

Und dabei spiegelt einem eine Schar an Ratgeber (egal ob Yoga, Ernährung, Selbstmotivation, Beziehungsratgeber, blablabla) oder 1000ende Memes vor, man müsse mit sich Happy sein und im Reinen, um ein Glück erfülltes Leben zu führen. Und das sei das einzige Ziel – sonst nix. Und irgend so ‘ne Uschi aus Wanneeikel erzählt in einem Buch, wie sie ihre Depression überwunden und zusätzlich 3,7 kg abgenommen hat: Also kannst du das auch, dieses besser und gesünder und glücklicher leben! VERSPROCHEN! Da das sie und die Glücksindustrie nur kapitalistis he Ziele hat, steht auf einem andern Blatt.

Und dann stehst du im Supermarkt mit Seelenbalsam-Tee, Feel-better-Body-Lotion, Activ-O2-Wasser und trägst eine 150g Schale mit Super Fruit Blaubeeren für 8,90 Euro (was übrigens bis vor wenigen Monaten dem Mindestlohn deiner unfreundlichen Penny-Kassiererin entsprach) zur Kassen. Danach geht es noch zum Life-Coach und deine Armbanduhr sagt dir um 19 Uhr, dass dir noch 1.278 Schritte zum Tagesziel fehlen. Und du lernst NEIN zu sagen, wenn dir das Gespräch mit deiner einsamen Nachbar-Omi auf die Nerven geht, und rufst deine Freundin nicht zurück, weil sie ‘dir immer nur Energie raubt’ und nie was zurück gibt. Und du lernst Treffen 5 min nach der vereinbarten Zeit abzusagen, weil dir doch nicht danach ist und dein Körper dir sagt, er brauch Me-Time! Weil nur das macht dich Glücklich.

Diese sarkastische Darstellung trifft auf mich nicht zu und das ‘nach Glück streben’ habe ich bewusst zu den Akten gelegt. Also, um auf den Kalender zurückzukommen: ich lebe diese Frage!

Genuss befriedigt mich. Und mein Job finanziert mir den Genuss. Mein Job macht mich nicht glücklich – ist auch nicht der Job vom Job. Am Ende eines Lebens wird niemand sagen: Ach, hätte ich doch mehr Zeit im Büro verbracht! Bürogebäude und Jobs haben andere Aufgaben als Glück zu verteilen. Gleiches gilt für Tees oder Körperpflegeprodukte, deren Glücksfaktor dem einer halben Schüppe Sand entspricht. Ich teile gern in schönen Momenten, das was mir mein Job mehr gibt als ich brauche. Und ich weiß, dass der Mensch sozial ist und gefühlvoll. Und nach emotionalen Höhen folgen neutrale Phasen und auch mal Tiefs. Aber nach diesen folgen wieder Höhen. Versprochen. Und da hilft es dir nicht, Tapeten-Tattoo Sprüche in Meme Form auf Insta zu teilen und auf Likes zu warten!

Glück haben und glücklich sein, trifft geschätzt auf lediglich 5% der erlebten Zeit zu. Also lebe diese Momente bewusst und versuche in den anderen 95% nicht zwanghaft dahin zu kommen. Geht eh nicht. Du kannst nur die Chancen verbessern, wenn du weißt, was dich Lachen und Genießen lässt.

 

Stelle ich überhaupt die richtigen Fragen?  An wie vielen Menschen…

Stelle ich überhaupt die richtigen Fragen? 

An wie vielen Menschen bin ich wohl vorbei gelaufen, die mein Leben hätten bereichern können?

Sehe ich überhaupt das, was direkt um mich herum passiert? 

Kann ich mein Leben ein zweites Mal leben?

Die wichtigste Frage ist, ob man glücklich und zufrieden sein kann mit sich und seiner Umgebung. 

Was ist mir wirklich wichtig? Das können die kleinen Dinge des Lebens oder auch die großen Fragen der Menschheit sein. Wärme , Geborgenheit, Demokratie, Freunde, Familie, und gleichzeitig genug Freiheit für Wildheit, Abenteuer, Kunst und eine Prise Ungewissheit? 

Einen Latte macchiato in einem Café genießen und nur die Leute  in meinem Viertel beobachten. Mit dem Zug durch halb Europa fahren und sich mit den Reisenden unterhalten. 

Und immer wieder den Entdeckermut anfeuern: Werde ich jemals den Atlas durchwandern? Mit Delfinen schwimmen, die Polarlichter sehen, Elche am Little Joe Lake beobachten? 

…. Doch eigentlich macht mich schon ein Glas frisches sauberes Wasser und mein Mann an meiner Seite glücklich 

Sehr schönes Zitat erstmal. Wenn ich so drüber nachdenke, fällt…

Sehr schönes Zitat erstmal.

Wenn ich so drüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich (ganz klassisch Mitte 20 jähriger) gerade vor allem in die Fragen hineinlebe „Wer will ich sein?“ und „Wo will ich hin?“.

Die Sachen die ich mache werden ernster, ob Uni oder Beziehung, alles gehe ich seriöser, vllt erwachsener an. Und jede Entscheidung, jede Handlung ist auch ein wenig die Antwort darauf wer ich bin und wohin die Reise geht.

GaLiGrü

Was passiert, wenn du dich traust, auf dein Bauchgefühl zu…

Was passiert, wenn du dich traust, auf dein Bauchgefühl zu hören?

Und ja, ich habe wirklich das Gefühl, in eine Anwort hineinzuleben.

Bisher kann ich sagen, dass ich mir damit nicht nur Freunde mache und es auch manchmal schmerzhaft sein kann. Aber am Ende bleibe ich mir so oft selber treu, wodurch ich viel mehr in mir ruhe und zufriedener bin.

 

Müssen alle Probleme gelöst werden oder sollte man der Gelassenheit…

Müssen alle Probleme gelöst werden oder sollte man der Gelassenheit manchmal mehr Bedeutung schenken?

Sorry. Zu spät Warum will ich morgens aufstehen? 

Sorry. Zu spät

Warum will ich morgens aufstehen? 

Zwischen Single Life und Liebesleben. Wann springt der Schalter um,…

Zwischen Single Life und Liebesleben. Wann springt der Schalter um, dass man sich auf eine Person einlassen kann? Ist es eine Frage des Alters? Des Umfelds? Der Lebensumstände? Wirft man alles über den Haufen wenn man DIE EINE/N kennenlernt?

Schwierig, so eine Frage zu beantworten, obwohl man eigentlich keine…

Schwierig, so eine Frage zu beantworten, obwohl man eigentlich keine Antwort haben will…

Ich glaube dass ich an einem ähnlichen Punkt bin, wie ihr beide. Ich stelle mir oft die Frage, bis wohin ich es schaffen möchte, was ich überhaupt alles schaffen möchte und was alles möglich ist.

Ich glaube, dass man automatisch da hinein lebt, aber eben auch selbst bisschen dahinter sein muss, und eben nicht nur „in den Tag allein hinein lebt“ und viel dem Zufall überlässt, wenn man etwas erreichen will.

Einer meiner Kollegen (auch ein Chirurg) sagt bei komplizierten (oder viel diskutierten) Sachen immer: „Schau’ma mal, dann seh’ma schon“.

Daran denke ich sehr oft – man muss einfach mal machen und loslegen, und dann sieht man schon, wo es hin führt, und welche anderen Wege sich daraus möglicherweise ergeben 😉

Die Frage in die ich momentan hineinlebe ist die, wo…

Die Frage in die ich momentan hineinlebe ist die, wo ich mal längerfristig einen Lebensmittelpunkt haben möchte. Wenigstens für so 2 Jahre.

„ Als kleines Kind versucht man so groß zu sein…

„ Als kleines Kind versucht man so groß zu sein wie die Älteren, so schnell wie möglich erwachsen zu werden, dann ist man Erwachsen und wünscht sich wieder Kind zu sein“

Ich habe mir seltenst gewünscht schneller erwachsen zu werden, wieso auch?

4 Jahre alt: Mein Bruder muss in der Grundschule Hausaufgaben machen, das möchte ich nicht, ich bleibe lieber im Kindergarten.

9 Jahre alt: Mein Bruder muss jetzt ganz lang in der Schule bleiben, der hat gar nicht mehr viel Zeit um mit mir zu spielen.

14 Jahre alt: Puh mein Bruder lernt sogar am Wochenende, zum Glück muss ich das noch nicht machen… und ihm wird ja gar nicht mehr gekocht.

22 Jahre alt: Zum Glück arbeite ich noch nicht, da hätte ich ja gar keine Zeit mehr und kaum Urlaub…

Bei mir war es wohl eher eine Angst vor dem Erwachsenwerden. Mein Vater ist bei Gott kein Philosoph aber eine Konversation ist mir in Erinnerung geblieben: Und zwar fragte ich ihn wie einen das Erwachsensein verändert. Er meinte: „Naja, als Kind oder Jugendlicher fühlt sich alles extrem an, man ist überglücklich, man ist untröstlich, was dazwischen gibt es kaum.Eine Minute ist man freudestrahlend tanzend in seinem Zimmer und malt vor sich hin, im Glauben man wird der nächste Picasso. Im Nächsten Moment könnte man vor Trauer platzen, weil man sich unglücklich in jemanden verliebt hat. Im Laufe der Jahre Ebbt es ab, die Höhepunkte sind nicht ganz so hoch, die Tiefpunkte nicht ganz so tief.“

( Für die Mathematiker unter euch:

Ich fand den Gedanken schrecklich. Nicht mehr sein Leib auszuschreien vor Freunde, Bauchkrämpfe bekommen vor Lachen oder auch die tiefe Traurigkeit zu empfinden stellte ich mir fast langweilig vor. Nicht mehr die Intensität des Daseins zu spüren ist, dramatisch formuliert, wie das Abrutschen in ein sinnloses graues Etwas. Als Person wäre das für mich ein durchschnittlicher Mann, in einem sinnlosen Bürojob, dessen Hauptbeschäftigung es ist Mails hin und her zu verschicken, Ziel im Leben ist, Geld zu verdienen, nach der Arbeit sich ein Bier aufmacht ins Bett geht und im nächsten Tag genau das selbe zu machen, ohne jegliche Freude oder Trauer zu empfinden.

 

Um jetzt, mal wieder, zum eigentlichen Punkt zu kommen: in der Konversation mit meinem Vater habe ich ihm aufgelistet was ich alles in meinem Leben machen werde, da es glaube ich auch darum ging, was ich mal werden wollte: Ich wollte Politikerin werden, Ärztin werden, professionelle Volleyballspielerin werden, mich mit Englischer Literatur Befassen, National Geographic Fotografin werden, die Welt (natürlich) bereisen, ins Ausland ziehen, Astronautin oder Kampfpilotin (?!) konnte ich mir auch mal vorstellen, in einer Bar arbeiten, ein Hippes Café aufmachen, Sprachen lernen (Zeichensprache war bei mir auch mal ein Ding), Forscherin werden und endlich was gegen den Klimawandel machen, Familie haben und ein Haus in einem Vorort haben. Und ein Hund. Darauf lächelte mein Vater (Reiner heißt der Gute) und sagte „Wenn man Jung ist, ist es ganz normal dass man Alles werden will und eigentlich die Welt alleine retten will, und das ist auch gut so, das war so in den 70igern und heute und bei deinen Kindern wird es auch so sein“.

 

Und nun zu den Fragen aller Fragen: Wie soll man denn alle seine Ziele im Leben erreichen? Und das man am Ende damit zu Frieden ist?

 

Natürlich strebe ich jetzt nicht mehr unbedingt danach, Kampfpilotin zu werden, ich würde es aber auch nicht ablehnen wenn mich ein Militär Dude fragen würde, ob ich mal mitfliegen würde— Vorausgesetzt nur als Trainingsflug.

Aber die Tage vergehen so schnell, die Zeit rast förmlich— und man fragt sich ob man jemals genug Zeit hat um am Ende sagen zu können: ich habe alles das erreicht was ich wollte.

 

Aber drehen wir den Spieß mal um: Ich sterbe morgen. (Keine Angst, nur fiktiv (hoffentlich))

Wäre ich zufrieden mit meinem jetzigen Leben? Auf jeden Fall.

Habe ich bereits alles erreich was ich wollte? Definitiv nicht.

Wieso sollte also mein 96-jähriges Ich anders darüber denken, auch wenn ich nicht alles erreicht habe?

Und das ist sowohl die Frage als auch die Antwort,

P.S. ja ich werde 96, ich lebe super gesund.